Sowohl das Tiroler Achental als auch das Priental waren schon früh in ein dichtes alpines Handelsnetz eingebunden – erst als wichtige Übergänge für den Handel mit Metall, später auch mit Wein, Käse und vor allem Salz. Nahe der Ölbergkapelle bei Sachrang fand man mehrere Kupferbeile und zwei Gussbrocken aus der Zeit von 3200 bis 2200 vor Chr.. Im Schlechinger Tal geben Bronzefunde aus der frühen bis späten Bronzezeit (1800 bis 800 vor Chr.) im Bereich der uralten Saumwege beiderseits der Tiroler Ache Zeugnis vom Handel.

Im Mittelalter gehörte Sachrang zum Chiemgauer Dotationsgut des 1215 errichteten Salzburger Suffragan-Bistums Chiemsee. Der „Salzburger” Rüdiger von Walchen errichtete im 13. Jahrhundert eine Befestigung und einen Turm, die aber durch eine Verfügung der bayerischen Herzöge wieder abgebrochen werden mussten, da sie den Bau als unrechtmäßig auf Aschauer Gebiet errichtet ansahen.

Im 15. Jahrhundert belehnte der Bischof die Familie Freyberg mit Sachrang, die die Lehensrechte 1529 durch Kauf ablöste. Der Wandel vom Kirchengut zur Adelsherrschaft war damit vollzogen. Sachrang gehörte nun zum Herrschaftsgericht Hohenaschau und war ein eigenes Amt dieser Herrschaft, dem weitere 14 Ansiedelungen unterstanden. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts bestand der Ort aus acht Anwesen. Gegen 1827 endete die Herrschaft der Grafen von Preysing auf Schloss Hohenaschau.

Rund 150 Jahre später (1978) wurde die damals eigenständige Gemeinde Sachrang im Zug der bayerischen Gebietsreform in die Gemeinde Aschau i. Chiemgau eingegliedert. Die Gemeinde bestand bis dahin aus insgesamt 15 Ortsteilen mit einer Fläche von knapp 3900 Hektar. Heute bildet das ehemalige Gemeindegebiet Sachrang die Gemarkung Sachrang innerhalb der Gemeinde Aschau i. Chiemgau.

Die wunderschöne Barock-Kirche St. Michael prägt das Ortszentrum. Der jetzige Bau wurde 1687/88 nach den Plänen von Giovanni Gaspare Zuccalli und Lorenzo Sciasca aus Mitteln der Grafen Preysing von Hohenaschau errichtet. Das Deckengemälde stammt von Simon Zaglacher aus dem Jahr 1768. Die Kirche diente u. a. als Drehort für die ZDF-Komödie „Der Bergpfarrer“ mit Stephan Luca in der Hauptrolle sowie für den Film „Göttliche Sophie“.

Von Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1879 lebte ein großer Teil der Menschen im Chiemgau neben der Salzgewinnung und -Verarbeitung von der Eisenindustrie. Nachdem das bereits im Mittelalter an der Kampenwand gewonnene Erz zu spröde war („Schlechtenberg“), bediente sich Pankraz von Freyberg (1508–1565) des geeigneteren Rohstoffs von den Erzlagerstätten am Kressenberg (nahe Neukirchen). Von den Gruben kam das Erz in die Schmelzöfen in Mühlwinkel bei Bergen (vorher Siegsdorf), wo in einem ersten Arbeitsschritt sogenannte „Flossen“ gegossen wurden. Für die Weiterverarbeitung an Ort und Stelle fehlte es wegen der der Salzsiedereien in Reichenhall an Holzkohle. Also transportierte man die Eisenflossen zum Hafen von Grabenstätt, von dort via Chiemsee-Plätten bis Bernau, wo es auf Fuhrwerken verladen zu den Öfen nach Hohenaschau-Hammerbach gekarrt wurde.

Im Priental und darüber hinaus verdienten die Menschen ihren Lebensunterhalt vor allem als Forstarbeiter, Köhler, Fuhrleute, Nagelschmiede, Hammerwerker, Drahtzieher, etc. Nahezu jeder hatte mittelbar oder direkt mit der Eisenindustrie zu tun. Als 1879 aus Rentabilitätsgründen die Aschauer Werke geschlossen wurden, stellte dies für den westlichen Chiemgau eine große Rezession dar. Die damals für die Verhüttung arg ausgebeuteten Wälder haben sich wieder erholt, Ortsnamen wie Hammerbach oder Kohlstatt zeugen jedoch bis heute von dieser Zeit.

Der berühmteste Sachranger ist der Müllner-Peter, bürgerlich Peter Hueber oder Peter Huber (1766–1843). Er war neben seiner Tätigkeit als Müller auch Musiker und Universalgelehrter – Heilkundler, Geburtshelfer und Chirurg. Neben dem Müllner-Peter hat Sachrang einen zweiten berühmten Sohn: Der 1942 geborene Filmregisseur Werner Herzog wuchs hier auf.

Besonders stolz ist Sachrang auf den „Müllner- Peter“, bürgerlich Peter Hueber (1766–1843). Er war neben seiner Tätigkeit als Müller auch Musiker und Universalgelehrter – Heilkundler und Chirurg. Er verfügte über eine eigene Apotheke und beschäftigte sich mit Astronomie sowie Sprachforschung. In seinem Nachlass sind u.a. zwei umfangreiche Handschriften mit Heilrezepturen aus jener Zeit erhalten.

Bekannt wurde er durch Carl Oskar Renners erfolgreichen Roman „Der Müllner Peter von Sachrang“, den das Bayerische Fernsehen 1978 als Dreiteiler verfilmte. Diesem Umstand verdankt Sachrang eine gewisse Bekanntheit und das kleine Museum, in dem das Leben und die Zeit des Peter Hueber dargestellt werden. Wichtig ist der Müllner-Peter bis heute wegen seines musikalischen Schaffens: Er komponierte und sammelte viele Noten. In seiner Notensammlung fanden sich auch Stücke Mozarts und Hollers, deren Zeitgenosse er war. Dieser Notenschatz wurde zufällig in der Pfarrkirche entdeckt und wird als musikalisches Erbe bis heute gepflegt.

Musik von Weltniveau erklingt auch heute in Sachrang wenn das „Musik Forum Sachrang“ zu Konzerten einlädt. Der weltweit anerkannte Oboist Prof. Hansjörg Schellenberger und seine Frau, die Harfenistin Margit-Anna Süß, organisieren jährlich Meisterkurse für Oboe, Horn, Harfe und Gesang, die von Teilnehmern aus der ganzen Welt besucht werden. Auch die im Jahresverlauf stattfindenden Konzerte zeugen vom Können und Enthusiasmus der Schellenbergers in ihrer Wahlheimat Sachrang.